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Eine zunehmend vergessliche Witwe ohne Zukunftsperspektive; ein krebskranker Friseur; ein Musikerehepaar am Rande des Existenzminimums; ein hochbejahrter Kriegsverbrecher; ein ehemaliger Leibwächter Kaiser Hirohitos: Der 1956 in Amsterdam geborene Autor, in Japan als Zeitungskorrespondent tätig, schildert in seinem in den Niederlanden 2010 erschienenen Debütroman mit viel Empathie die Biografien einiger seiner damaligen Anwohner in einer dörflich-idyllischen Siedlung im Einzugsgebiet der Megalopolis. Der in Tagebuchform aus der Ich-Perspektive erzählte Bilderbogen überzeugt durch das Konzept teilnehmender Beobachtung und projiziert das Beziehungsmuster eines widerspruchsvollen Mikrokosmos, der sich zum Abbild Nippons um die Jahrtausendwende weitet. Heest stellt seinen deskriptiven Schreibstil in den Dienst soziologischer Ambitionen, ohne den unwissenschaftlichen Zufallscharakter der literarischen "Feldforschung" zu verleugnen. Die Selbstbescheidung generiert eine unterhaltsame Chronik des Alltäglichen, deren Lektüre fasziniert und Intellekt wie Gefühl gleichermaßen berührt. Einschränkungslos empfohlen.