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Der US-Globalisierungskritiker M. Davis sieht in der Vogelgrippe weniger eine Mutationslaune der Natur als ein zwangsläufiges Ergebnis kapitalistischer Marktdynamik. Er versucht seine Thesen von der gesellschaftlichen Produktion von Epidemien anhand der Umbrüche in Ostasien zu belegen.

Unter Medizinern heißt das Virus H5N1; der Stadtsoziologe ("Ökologie der Angst": BA 1/01) und Globalisierungskritiker ("Die Geburt der Dritten Welt": ID 40/04) nennt es im US-Original das "Monster at our Door". Davis stellt das Thema weniger in den medizinisch-biologischen Zusammenhang; für ihn ist die Vogelgrippe keine bloße Mutationslaune der Natur, sondern auch und vor allem Symptom der kapitalistischen Marktdynamik mit industrieller Massentierhaltung, unzureichender Hygiene, politischen Fehleinschätzungen und Versäumnissen sowie einer korrumpierten Geflügel- und Pharmaindustrie, welche sich gerade in den armen Ländern zu einer pandemischen Zeitbombe entwickeln und auch in die Industriestaaten überschwappen könnte. Den Beweis für seine Behauptungen liefert Davis akribisch anhand der Umbrüche im ostasiatischen Raum. Für ihn ist die Vogelgrippe ein Prüfstein für die Solidarität unter den Menschen: Nur über Aufklärung, Impfungen und Entschädigungen für durch Schlachtung entgangene Einkünfte sei der Katastrophe Einhalt zu gebieten. - Agitatorischer, bereits medienbegleiteter Diskussionstitel. (2)