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Der Selbstmord der Schwester Susann bringt die Schütter-Schwestern Betty und Anne mit ihren Ehemännern zurück ins dörfliche Elternhaus, wo die Mutter dem Schrecken über den Freitod ihres Kindes mit hausfraulichen Ritualen trotzt. Die Beerdigung wird zur familiären Zerreißprobe um Schuld und Moral.

P. Wolf ist im ländlichen Sachsen-Anhalt groß geworden. Ihrem starken Romandebüt merkt man an, dass ihr gespenstische dörfliche Ruhe und enge, sozial-religiöse Kontrolle vertraut sind. Im Mittelpunkt der verdichteten Handlung steht der Selbstmord von Susann Schütter, die der Enge ihrer Heimat Intelligenz entgegengehalten und als Ärztin ihr Glück im fernen Norwegen gesucht hat. Jetzt scharen sich Susanns Schwestern Betty und Anne mit ihren Ehemännern im Schütter-Haus um die konservative Mutter Waltraud, die versucht, dem Freitod der Ältesten mit hausfraulichen Ritualen zu begegnen: In der Küche kocht sie quasi gegen den Schrecken an. Wie in Zeitlupe erfährt der Leser, dass Susann sich früh zu Frauen hingezogen fühlte und die Eltern sie dann in die Psychiatrie steckten. Wolf schafft es, vor dem Hintergrund der Beerdigung die familiäre Zerreißprobe und den inneren Konflikt von Susanns Schwestern fast mit Händen greifbar werden zu lassen. Männer bleiben hier seltsam blass; es sind Frauen, die sich Schuld und Moral mal hilflos (Waltraud), mal zornig (Anne) stellen. Stark. Ab mittleren Beständen empfohlen.